Auf der Suche nach dem echten Sansibar
Wenn wir “Sansibar” googeln, bekommen wir Bilder von puderweißen Stränden, schaukelnden Palmblättern und luxuriösen Resorts am türkisblauen Meer. Und ja, diese Orte gibt es wirklich. Aber sie sind nur ein Teil der Geschichte. Sansibar ist mehr als ein Instagram-Hotspot. Es ist ein Ort mit einer bewegten Geschichte, einer reichen Kultur und Menschen, die so herzlich sind, dass sie dein Herz im Sturm erobern. 2023 verbrachte ich vier Wochen auf der Insel, und es wurde die bisher prägendste Reise meines Lebens. Vor allem wegen eines Ortes: dem Muungoni Village.

Wo liegt das Muungoni Village?
Muungoni ist ein kleines Dorf im Süden von Sansibar, zwischen der Hauptinsel Unguja und der Insel Uzi gelegen. Umgeben von dichten Mangrovenwäldern und fernab der touristischen Zentren wie Paje oder Nungwi, liegt es gut versteckt im Dschungel. Perfekt also für alle, die das authentische Sansibar kennenlernen wollen. Ich selbst habe das Muungoni Village mit meinem Aufenthalt in Paje verbunden – ein Taxi brachte mich in gut 30 Minuten durch die grüne Wildnis dorthin.


Der Tourismus auf Sansibar – Segen und Fluch zugleich
Sansibar hat sich in den letzten Jahren zu einem touristischen Hotspot entwickelt. Luxushotels sprießen aus dem Boden, internationale Ketten sichern sich die besten Strandabschnitte. Das fördert zwar das Wirtschaftswachstum, aber die Kehrseite ist deutlich sichtbar: die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer, lokale Bevölkerung wird an den Rand gedrängt. Laut World Bank zählt Sansibar zu den ärmsten Regionen Tansanias, das Pro-Kopf-BIP liegt weit unter dem Landesdurchschnitt. Wer in einem der Resorts arbeitet, verdient vergleichsweise gut – aber hat kaum Mitspracherecht oder Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg.
Begegnung mit Ramadan – Ein Community-Projekt mit Herz
Ich wollte mehr über das wahre Sansibar erfahren und recherchierte nach nachhaltigen Community-Projekten. So stieß ich auf das Muungoni Village und auf Ramadan, einen lokalen Guide, der sich mit voller Leidenschaft für sein Dorf engagiert. Ich schrieb ihm über WhatsApp, und er organisierte nicht nur eine individuelle Tour, sondern bot mir sogar an, eine Nacht bei seiner Familie zu verbringen.
Schon bei meiner Ankunft war ich überwältigt. Ramadan war noch auf einer Tour, also nahm mich seine Frau zusammen mit den drei Kindern in Empfang. Wir verstanden uns mit Händen und Gesten – und mit Lächeln. Ich beobachtete beim Kochen, spielte Verstecken mit der jüngsten Tochter und übte mit den älteren Kindern englische Begriffe. Diese Verbindung war sofort da.



Die Muungoni Village Community Tour – Einblick in das echte Dorfleben
Als Ramadan später zurückkam, starteten wir unsere mehrstündige Tour. Er führte mich über die staubigen Wege des Dorfes, erklärte, wie die traditionellen Lehmhäuser mit Palmwedeln (Makuti) und Korallenstein gebaut werden. Er zeigte mir den Dorfbrunnen, den sich mehrere Dörfer teilen – eine zentrale Wasserquelle, ohne die das Leben hier nicht möglich wäre.
Wir besuchten eine Dorfbewohnerin, die mir Khanga-Kleider zeigte. Je nach Anlass tragen die Frauen unterschiedliche Farben und Muster – für Hochzeiten, Beerdigungen oder das tägliche Leben. Ich durfte selbst ein paar anprobieren. Auf der Tour kamen wir noch mit zwei weiteren Frauen in Kontakt, die mir zeigten, wie die Kokos Palmwedeln verarbeitet werden und das Essen im Dorf traditionell zubereitet wird. Später begegneten wir einem Neugeborenen, dessen Gesicht traditionell mit Farben bemalt war. Es sind diese kleinen Momente, die tief im Gedächtnis bleiben.






Mangroven-Tour – Naturerlebnis pur
Nach dem Dorfrundgang ging es tiefer in den Dschungel. Ramadan erklärte die Heilpflanzen am Wegesrand, die von lokalen Heilern verwendet werden. Schließlich erreichten wir die Mangroven – ein ökologisch unglaublich wertvolles Gebiet. Mangroven schützen vor Erosion, speichern CO2 und bieten Lebensraum für zahlreiche Tiere. Im Sonnenuntergang stiegen wir in ein traditionelles Holzkanu und paddelten durch die verwobenen Wasserwege. Ramadan reichte mir eine frische Kokosnuss. Ein Moment, der mir in Erinnerung bleibt.



Ein Abend mit der Familie
Zurück im Haus, hatte Ramadans Frau bereits das Abendessen vorbereitet. Wir saßen alle auf dem Boden und genossen ein traditionelles Swahili-Menü – Fisch, Kochbananen, Reis, frisches Gemüse. Es gab keinen Tisch, keine Stühle, aber jede Menge Wärme und Gemeinschaft. Ich schlief in einem kleinen Zimmer nebenan, das früher für Gäste zur Verfügung stand. Heute benötigt es die Familie selbst, da sie erneut Nachwuchs bekommen hat.

Die Vision von Ramadan
Ramadan erzählt mir bei unserem Spaziergang:
“Ich mache diese Touren seit fünf Jahren. Die Idee ist, Gästen unser echtes Leben zu zeigen und mit den Einnahmen die Dorfgemeinschaft und die Schule zu unterstützen. Viele Gäste spenden im Anschluss, weil sie berührt sind von dem, was sie hier erleben.”
Ramadans großer Traum: Ein eigenes Gästehaus bauen, um wieder Übernachtungen anbieten zu können. “Aber bisher fehlte mir das Geld. Alles wurde schwieriger. Aber ich gebe meinen Traum nicht auf.” Ich hoffe so sehr, dass ich ihm dabei in Zukunft helfen kann.
Warum solche Projekte wie das Muungoni Village so wichtig sind
Die Community-Tour im Muungoni Village ist mehr als eine Sightseeing-Tour. Sie schafft direkte Einnahmen für die Bewohner. Ramadan bezieht bewusst andere Dorfbewohner mit ein in seine Touren. Die Einnahmen fließen nicht an eine große Agentur, sondern bleiben im Dorf.
Der Tourismus in Sansibar braucht mehr solcher Modelle. Statt reinen Konsum zu fördern, ermöglichen sie echten Austausch. Und sie zeigen: Es geht auch anders. Als Gast verlässt man nicht nur mit Erinnerungen, sondern auch mit einem erweiterten Horizont das Dorf.
Mein Fazit zum Muungoni Village
Muungoni hat mich tief berührt. Ich bin mit Ramadan weiterhin in Kontakt, frage regelmäßig, wie es ihm geht. Diese Reise hat mir gezeigt, wie wertvoll Community-based Tourismus ist. Wenn du auf Sansibar bist und das echte Leben der Menschen kennenlernen willst, fahre nach Muungoni.
Hier lernst du nicht nur etwas über das Dorf, sondern auch viel über dich selbst. Wenn du Interesse an der Tour hast, kannst du dich direkt bei Ramadan persönlich via WhatsApp melden: +255 777 519 598. Er arrangiert die Tour für dich.
Mein persönliches Impact-Tracking:
- Community stärken: 5/5
- Kulturelle Authentizität & Austausch: 5/5
- Hidden Secret: 5/5
- Gut für die Umwelt & Natur: 4/5
👉 Frage an dich: Hast du schon einmal einen Ort bereist, der dich nachhaltig verändert hat? Oder ein Community-Projekt erlebt, das dich inspiriert hat? Teile es gerne in den Kommentaren!
Wenn dich Sansibar interessiert oder du planst nach Sansibar zu reisen, kann ich dir ebenfalls meine Artikel Chumbe Island: Sansibars verstecktes Juwel für nachhaltigen Luxus und Abenteuer und Algen, Frauen & Tourismus: Eine Erfolgsgeschichte aus Sansibar empfehlen.
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