
Wie 6 Plastikdeckel zu einem Schlüsselanhänger mit großem Impact werden
Die Schildkröte in meiner Hand: Ein kleines Souvenir, eine große Geschichte
Ich halte eine kleine, gelbe Schildkröte in der Hand. Sie besteht aus genau sechs Plastikdeckeln, die sonst am Strand oder im Meer gelandet wären. Für mich ist sie viel mehr als ein Schildkröten Schlüsselanhänger. Sie ist eine Erinnerung an drei Wochen Sansibar 2023, an eine Woche Volunteering zwischen Mangroven und Schulklassen und an ein Recyclingprojekt, das zeigt, was Community-based Tourismus wirklich bedeuten kann.
Sansibar war für mich eine prägende Reise. Klar, ich liebe auch die Postkartenstrände. Aber am meisten bewegt mich, wenn Reisen echte Verbindungen schafft und lokale Initiativen sichtbar macht. Genau so eine Initiative ist das Projekt von Ozti East Africa / Recycle@OZTI – gemeinsam mit lokalen Sammelstationen, das aus Strandmüll Designprodukte fertigt und gleichzeitig Jobs, Bildung und Bewusstsein schafft.
Sansibar & Plastik: Das Problem hinter der Postkarte
Die tropische Idylle trägt an manchen Tagen eine andere Farbe: Plastik. Flaschendeckel, Becher, Netze. Das Meer spült an, was irgendwo in der Wertschöpfungskette „billig & kurz gedacht“ war. Für Meeresschildkröten, die Plastik mit Quallen verwechseln, ist das lebensgefährlich. Für die Insel bedeutet es: Kosten, Aufwand – und ein schleichender Verlust an Lebensqualität.
Statt die Strände so zu lassen, hat eine Gruppe Engagierter gesagt: Wir machen etwas draus. Aus Müll werden Materialien. Aus Materialien werden Produkte. Und aus Produkten werden Einkommen, Bildung und Stolz.
Wie das Projekt funktioniert: Sammeln und belohnen
Mein persönlicher Einstieg in das Projekt begann in einem Dorf nahe der Küste. Eine Sammelstation, geleitet von Frauen: Hier bringen Nachbarn aus dem Dorf und Kids gesammelt Plastikflaschen & Deckel vorbei. Das Ganze ist smart organisiert – Sammeln und Belohnung.
- KG Säcke voller Plastik lassen sich eintauschen – für Nahrungsmittel, Kleidung, Hefte, Stifte, kleine Spielsachen.
- Plötzlich ist Recycling nicht „extra Aufwand“, sondern sichtbarer Nutzen. Alle gewinnen.
Die Flaschen und Deckel werden voneinander getrennt und sortiert. Die Frauen in der Sammelstation reinigen die Deckel dann gründlich und sortieren sie nach Farbe. Einmal pro Woche fährt dann ein Pickup vor und lädt die Säcke auf – Ziel: die Produktionsstätte von Ozti.
Recycle@OZTI: Werkstatt, Lernort, Zukunftsschmiede
Hier in der Produktionsstätte werden die gereinigten Deckel dann als nächstes geschreddert, erhitzt, gepresst – und zu Platten, Formen oder direkt zu Produkten verarbeitet. Was hier entsteht, ist erstaunlich vielseitig:
- Souvenirs: Schildkröten Schlüsselanhänger, Magnete, Untersetzer
- Interior & Deko: Vasen, Lampenschirme, Bilderrahmen,
- Alltagstaugliches: Blumentöpfe, Aufbewahrungsboxen, Tabletts, Uhren
Wichtig: OZTI ist als Non-Profit-Programm Teil der CSR-Aktivitäten von Ozti East Africa; Gewinne fließen in Bildungs- und Empowerment-Programme. Der Fokus liegt auf Jobschaffung für Frauen, Up-skilling der Mitarbeitenden und Workshops für Schulklassen und Dorfgemeinschaften. Die Botschaft ist konsequent: Refuse (Einweg vermeiden), Rethink (Gewohnheiten überdenken), Respect (Meer & Natur schützen). Recycling ist nicht „die Lösung“, aber ein kreativer Hebel, um Bewusstsein zu schaffen und Materialien im Kreislauf zu halten. Du kannst dich hier über das Projekt und das Unternehmen informieren.
Frauenpower & Bildung
Was mich am meisten berührt, ist die soziale Dimension. Viele Frauen erhalten hier fair bezahlte Arbeit, lernen Maschinen zu bedienen und übernehmen Verantwortung. Kids erleben Umweltbildung nicht als erhobenen Zeigefinger, sondern als Mitmach-Spiel. Lehrer nutzen die Workshops, um über Plastik, Meer und Verantwortung zu sprechen – und darüber, wie kleine Veränderungen zusammen große Wirkung entfalten.
Im Rahmen meines Volunteering-Programms durften wir das Projekt einen Tag lang begleiten. Erst ins Dorf zur Frauen-Sammelstelle: Deckel abdrehen, reinigen, sortieren – viel Handarbeit. Dann weiter in die Produktion: Ich lerne die Presse kennen, sehe Formen, in denen Schildkröten und andere Motive entstehen.
Ein Moment, den ich nie vergesse: Eine Mitarbeiterin nimmt einen fertigen Schildkröten-Schlüsselanhänger in die Hand, lächelt und sagt: „Sechs Deckel weniger im Meer.“ Später helfen wir beim Verpacken: kleine Tütchen, kurze Info über das Projekt, immer mit einem Hinweis, wie viele Deckel im Produkt stecken. Das macht Wirkung sichtbar.
Warum ausgerechnet eine Schildkröte?
Weil sie für Sansibar steht – und für viel mehr: Geduld, Gelassenheit, Langlebigkeit. In den Ozeanen dieser Welt kämpfen Schildkröten mit treibendem Plastik, verwechseln Tüten mit Quallen. Jede gerettete Flasche, jeder recycelte Deckel ist ein kleiner Beitrag für ihr Überleben. Und für mich passt die Schildkröte perfekt zu dem, wofür ich mit Village Adventures stehe: Slow Travel. Bewusst reisen. Zeit nehmen. Fair reisen. Die Schildkröte erinnert mich daran, langsamer zu gehen – und tiefer zu begegnen.
Fazit: Ein Schlüssel, der echte Begegnungen schafft
Dieser kleine Schildkröten Schlüsselanhänger ist ein Schlüssel – zu Gesprächen, zu Bewusstsein, zu echten Begegnungen. Er steht für eine Insel, die an Lösungen arbeitet und für erfolgreich umgesetzten Community-based Tourismus. Für mich persönlich steht er auch für eine Art zu reisen, die ruhiger, echter und fairer ist. Genau dafür setzt sich Village Adventures auch ein.
Wenn du dich für mehr nachhaltigen Tourismus auf Sansibar interessierst, kann ich dir meinen Beitrag zu Chumbe Island und Mwani Zanzibar sehr empfehlen.
Mein persönliches Impact-Tracking:*
- Community stärken: 5/5
- Kulturelle Authentizität & Austausch: 4/5
- Hidden Secret: 5/5
- Gut für die Umwelt & Natur: 5/5
👉 Welches Souvenir mit Story hast du zuletzt mitgebracht – und welche Menschen stecken dahinter? Schreib’s gerne in die Kommentare!
* Mein persönliches Impact-Tracking: Damit bewerte ich, wie stark ein Projekt oder eine Unterkunft wirklich zum fairen Reisen beiträgt – aus meiner ganz persönlichen Sicht.
Die Kategorien im Überblick:
- Community stärken – Wie sehr profitieren lokale Gemeinschaften direkt von den Tourismus-Einnahmen und wie stark werden sie integriert?
- Kulturelle Authentizität & Austausch – Wie intensiv ist der echte Kontakt mit Einheimischen? Wie viel lernen wir von ihnen?
- Hidden Secret – Handelt es sich um einen besonderen, weniger bekannten Ort abseits der Touristenpfade?
- Gut für die Umwelt & Natur – Wird auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz geachtet?
Die Bewertung erfolgt auf einer Skala von 1 bis 5:
1/5 = erfüllt das Kriterium kaum oder gar nicht
5/5 = erfüllt das Kriterium voll und ganz Der Tracker hilft dir einzuschätzen, welche Orte nicht nur schön, sondern auch sinnvoll zu bereisen sind.
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